Zwei Landkreise einstimmig für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn – Von allen Seiten Lob und Anerkennung für das 30jährige, ehrenamtliche Engagement des Fördervereins.

In einer gemeinsamen Sitzung haben die Kreistage von Kitzingen und Würzburg am Montag der von ihnen getragenen Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH einstimmig die Vollmacht zur Vergabe der Entwurfs- und Genehmigungsplanung (LP 3 und LP 4) erteilt. Gleichzeitig wurden auch die Finanzierung dieser Planungen sowie die Suche nach einem kompetenten Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) als Kooperationspartner abgesegnet. Damit ist die Reaktivierung der Strecke von Volkach nach Seligenstadt wieder einen großen Schritt weitergekommen. Die Gesamtkosten für den Ausbau der Infrastruktur zwischen Volkach und Seligenstadt werden derzeit auf 20,7 Mio. Euro veranschlagt. Die Betriebsaufnahme ist für den Fahrplanwechsel 2028/2029 vorgesehen. Im Konzept der BEG wird die Strecke als Linie S6 einer künftigen Mainfranken S-Bahn geführt, betrieben werden soll sie mit Oberleitungs-Hybrid-Triebwagen (BMU).

Vorausgegangen waren u.a. Fahrplantestate von DB Netz bzw. DB InfraGo, die zweimal die Fahrbarkeit der Verbindung Volkach – Würzburg HBf. im Stundentakt bestätigten. Die folgende standardisierte Bewertung (NKU) nach der Version 2016+ ergab einen Wert deutlich über 1,0. Zudem bestätigte sie wieder ein Fahrgastpotential über 1.000 Rkm. Damit ist der Weg dafür frei, dass es nach Abschluss der Planungsphase LP4 voraussichtlich Ende 2025 möglich sein wird, eine 90%-Förderung nach GVFG zu beantragen. 

Ein weiterer Erfolg der MIG ist – so deren Geschäftsführer Frank Albert – dass die Mittel für die mit der Einbindung der Mainschleifenbahn in die Hauptbahn in Seligenstadt nötigen Umbauten sowie für eine Blockverdichtung Richtung Rottendorf aus Bundesmitteln (LuFV 8.7) kommen. Den Wiedereinbau der Abzweigweiche teilen sich MIG und DB InfraGO hälftig. 

Nicht nur hier, sondern über Jahre hinweg konnten Förderverein und Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn der MIG wertvolle, zielführende Hinweise geben und wichtige Türen öffnen. Auch deshalb dankten beide Landräte den Ehrenamtlichen der Mainschleifenbahn für deren jahrzehntelangen Einsatz. „Ohne ihr Ehrenamt wäre die Strecke heute nicht mehr zu erkennen – und wir würden heute hier nicht zusammensitzen und über die Reaktivierung entscheiden“ – so Kitzingens Landrätin Tamara Bischof. Sie unterstützt die Reaktivierung schon seit Beginn ihrer mittler weilen 24 jährigen Zeit als Landrätin. Im Jahr 2000 förderte sie mit einem Kreiszuschuss von damals 250.000 DM den Wiederaufbau des Strecke.

Auch Thomas Eberth, Landrat des Nachbarkreises Würzburg hob das jahrzehntelange Engagement des Fördervereins und seiner ehrenamtlichen Helfer hervor und dankte ihnen. Für ihn habe die Mainschleifenbahn bis vor kurzem „nicht die größte Rolle gespielt“. Umgestimmt habe ihn aber die NKU die bestätigte, dass das Projekt volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Kritikern der Reaktivierung hielt Eberth entgegen, dass im Gegensatz zur Bahn für so manche Straßenbauprojekte keine NKU gefordert werde. 

Redner aller Fraktionen hoben die positiven Aspekte einer Reaktivierung für den gemeinsamen ÖPNV beider Kreise hervor, so auch die Landtagsabgeordneten Barbara Becker (CSU) und Volkmar Halbleib (SPD). Beide unterstützen seit Jahren die Reaktivierungsbemühungen aktiv.

Einige sind sich beide Landräte auch darin, dass die Reaktivierung der Volkacher Strecke zeitlich vom Bau der Ortsumgehung Prosselsheim entkoppelt werden muss. So wies Landrat Ebert noch einmal deutlich darauf hin, dass es für ihn „ganz, ganz wichtig ist, dass das Projekt realisiert wird, auch wenn keine Staatsstraße gebaut wird“. Zum Zeitpunkt des Beginns des Straßenbaus meinte der Landrat, dass er dazu keine Aussage machen könne oder wolle. 

Für den Förderverein – so Vereinsvorsitzender Marcel Skirde – sind die gemeinsame Kreistagssitzung sowie die einstimmigen Beschlüsse eine große Auszeichnung und die Bestätigung für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit – vom Freischnitt der 1999 bereits zugewachsenen Trasse über deren Zulassung als öffentliche NE-Bahn bis zum heutigen Tourismusverkehr mit seinem Schienenbus. Diese Fahrten liefern seither auch die finanzielle Grundlage für den Streckenunterhalt.

Da mit dem Beginn der Gleisbauarbeiten nicht vor 2027/28 zu rechnen ist, soll der Schienenbus noch einige Jahre lang zwischen Volkach und Seligenstadt pendeln. Nach der Reaktivierung soll er betriebsbereit vorgehalten und für museale Zwecke eingesetzt werden – allerdings nicht mehr auf seiner Stammstrecke. Auch das Brückenhaus in Astheim, das alte Prosselsheimer Bahnhofsgebäude und die dortige Werkstatthalle will der Förderverein behalten und nutzen.