In diesen Tagen erinnern wir uns genau an das, was vor 25 Jahren geschah, als ein kleiner Trupp von Eisenbahnfreunden, zu dem auch wir gehörten, die über weite Strecken zugewachsene, 10 km lange Trasse der Mainschleifenbahn freigeschnitten hat. Damit legten wir eine der wichtigsten Grundlagen für die spätere Reaktivierung der Strecke.

Unser unentbehrlicher Helfer war ein Zweiwege-Unimog mit hydraulischem Schwenkarm, an dem vier rotierende Sägeblätter montiert waren. Der Niederlassungsleiter einer Spezialfirma aus Ochsenfurt hatte uns einen Sonderpreis angeboten, aber nur, wenn wir die Arbeiten in den letzten beiden Dezemberwochen des Jahres 1999 durchführten. In dieser Zeit war das Fahrzeug nicht verplant, sondern für die Weihnachtspause abgestellt.

Zu Beginn war es noch relativ einfach, einige Helfer zu finden, die bereit waren, ihren Weihnachtsurlaub auf dem Bahndamm zu verbringen. Doch es gab ein Problem – das Geld für den Unimogeinsatz war knapp. Glücklicherweise sprang das Landratsamt Kitzingen ein. Der damalige ÖPNV-Sachbearbeiter hatte noch Restmittel in der Kasse, die Landrat Dr. Siegfried Naser rechtzeitig freigab.

Vor diesem Einsatz hatten wir jahrelang Gespräche mit der Deutschen Bahn, dem Bayerischen Verkehrsministerium, dem Landratsamt Kitzingen und der Würzburger Straßenbahn geführt. Unser Ziel war damals, die 1994 von der DB stillgelegte Volkacher Strecke zu erhalten – zunächst für den Tourismus, später auch für den regulären Schienenpersonennahverkehr nach Würzburg. Daraus entstand ein umfangreiches Reaktivierungskonzept. Da bereits erste Gespräche mit der DB über einen Pachtvertrag liefen, erteilte uns die Bahn schließlich die Erlaubnis zum Freischnitt – allerdings auf eigene Gefahr und auf eigene Kosten.

Bei eisigem Wetter machte sich eine kleine Gruppe Ehrenamtlicher an die Arbeit. Unterstützt wurden sie von einem Zweiwege-Unimog mit Kreissägen. 

Als die Arbeiten vor Weihnachten begannen, war es bitterkalt und windig. Es regnete und schneite immer wieder. Die Bäume, die seit der Talent-Sonderfahrt von 1996 gewachsen waren, stellten für den Unimog-Schneider oft kein großes Problem dar. Aber es erforderte viel Kraft, die verwachsenen Äste und Stämme aus dem Gleis zu zerren, damit der Unimog weiterfahren konnte. Anfangs hatten wir noch keine Motorsägen, nur eine Bügelsäge und kräftige Heckenscheren aus unseren heimischen Gartenhäusern und Garagen.

Pünktlich zum Jahreswechsel 1999/2000 war der Schienenstrang und der Bahndamm für den Unimog wieder frei. In den ersten Tagen des neuen Jahres nutzten bereits einige Volkacher die Gelegenheit, auf dem Gleisbett bis zum Escherndorfer Abzweig zu wandern. Trotzdem waren wir noch viele Wochen damit beschäftigt, die Stämme zu zerkleinern und mit einem kleinen schienentauglichen Handwagen abzutransportieren. Wir haben das alles auf einer DVD dokumentiert, die der Förderverein in seinem Internetshop vertreibt. Wenn wir uns das heute ansehen, können wir kaum glauben, dass wir das damals so schnell geschafft haben.

Bis Februar 2000 war die Strecke endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Das gab der politischen Diskussion neuen Schwung, und nun war es auch möglich, die Strecke zu begutachten und den Umfang der notwendigen Instandsetzungsarbeiten zu ermitteln.

Es dauerte noch 3 ½ Jahre, bis wieder ein Zug nach Volkach fuhr. Viele weitere Arbeiten an Gleisen und Bahnübergängen, Behördentermine, Zulassungsverfahren und Abnahmeprüfungen waren nötig. Schließlich gab das Eisenbahnbundesamt im Juli 2003 sein „Okay“ – die „Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn“ erhielt die Zulassung als nicht-staatliche, öffentliche Eisenbahn, ohne betriebliche Einschränkungen, gültig bis 2052. Seit 2004 fährt der Förderverein sogar mit einem eigenen Schienenbus und erwirtschaftet damit auch die Mittel für den Unterhalt der Strecke. Gleichzeitig generieren die Fahrgäste der Mainschleifenbahn einen niedrigen, aber sechsstelligen Umsatz in der Region.

Die 2021 gegründete Mainschleifenbahn-Infrastruktur GmbH (MIG), ein Zusammenschluss der Landkreise Kitzingen und Würzburg, arbeitet derzeit an der Reaktivierung einer umsteigefreien SPNV-Direktverbindung zwischen Würzburg und der Mainschleife. Es sieht gut aus, dass dieses Projekt wie geplant zum Winterfahrplan 2028/2029 umgesetzt wird.